Für den norwegischen Filmemacher Joachim Trier ging dieses Jahr wohl ein Traum in Erfüllung: Nicht nur wurde sein neuestes Werk 'Der schlimmste Mensch der Welt' für den Oscar als Bester Fremdsprachiger Film nominiert, sondern sogleich auch für das Beste Drehbuch. Auch wenn 'Parasite' diesen Doppel-Coup vor zwei Jahren ebenfalls gelang (sogar mit Gewinn der beiden Oscars), ist es für ausländische Filme nach wie vor sehr schwer, sich im grossen Hollywood zu behaupten - gerade auch für ein solch kleines Land wie Norwegen, mit lediglich fünfeinhalb Millionen Einwohnern. Doch Oscar-Nomination hin oder her - Fakt ist, dass 'Der schlimmste Mensch der Welt' schlichtweg eine überaus gelungene, tiefgründige und zugleich unterhaltsame Tragikomödie ist. Es geht zwar einmal mehr um die gleichen Themen, die so oft in Mitdreissiger-Dramen abgehandelt werden (Beziehungstreue, Kinderkriegen, Lebensziele), doch Trier und sein Co-Autor Eskil Vogt schaffen es, eine vielschichtige Geschichte zu erzählen, die sehr viele Faktoren des Lebens ansprechen, aber dennoch zu einem harmonischen und fesselnden Ganzen werden. Protagonistin Julie (herrlich freigeistig gespielt von Renate Reinsve) will nur eines in ihrem Leben: Sich nicht festlegen. Gerät ein Plan schief, so landet man schneller wieder am Boden als das man aufstehen kann. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie bereits ihr Medizinstudium sowie auch ihr Psychologiestudium abgebrochen hat, um sich nun als Fotografin zu verwirklichen. Kinder passen da natürlich nicht rein - oder etwa doch? Schliesslich wird Julie bald dreissig... Um all diese Ansätze hat Trier wahrhaftig eine tolle, Oscar-würdige Story gebaut, welche in einem über zweistündigen Film erzählt wird - und so vieles Menschliche abarbeitet, was wohl auch in einigen Köpfen der Zuschauer schon einmal als Gedanke durchgerauscht ist. Überaus gelungene, tiefgründige und zugleich unterhaltsame Tragikomödie über das Leben! |