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Train de vie



Release:
26. Mai 2004

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Kurzkritik:
Die jüdische Produktion 'Zug des Lebens' ist im Stil von 'La vita e bella' ein Ausreisser aus dem Holocaust-Dogma. Charaktere, Dramaturgie, Machart, Plot und Humor können auf allen Linien überzeugen - und gerade letzteres hätte für viele Zuschauer das Messer im Rücken bedeuten dürfen. Auf eine gewisse Art und Weise kompensiert die durchwährend "jiddische" Heiterkeit den tristen Hintergrund des Films. Ein "Machtwerk der Fantasie" und für Fans von Filmen mit anspruchsvoller Thematik nur zu empfehlen!







Inhaltsangabe

1941. Der Osten Europas erbebt unter der Gewalt des Zweiten Weltkriegs. Unerbittlich rücken die deutschten Truppen vor und zermalmen alles, was sich ihnen entgegenstellt. In einem kleinen jüdischen Dorf geht die Angst um, seinen Bürgern könne es bald so gehen wie vielen anderen davor: Gefangennahme, Verschleppung, Ermordung. Dorfnarr Schlomo hat den rettenden Einfall: Um den Deutschen zuvor zu kommen, sollen sich die Dorfbewohner selbst deportieren und so die Flucht nach Palästina antreten. In einem getarnten Güterwagon tritt der Zug des Lebens seine Irrfahrt ins gelobte Land an. Zunächst läuft alles nach Plan, doch schon bald heften sich nicht nur die Deutschen, an seine Fersen...



Kritik

Die 90er Jahre: Charakteristisch für Film und Literatur welche sich mit den Umständen des 2. Weltkriegs befassen, ist eine Aufarbeitung der solchen, aus der Sicht der "Nachgeborenen". Die Geschichten sollen nicht weiter, wie in den 60er Jahren einen vorwurfsvollen und kritischen Ton haben, sondern die oft in innovativen Erzählungen verpackte, kontroverse Thematik in individuellen Verhaltensweisen in und um die Kriegssituation beschreiben. Weder sollen historische Fakten in ihrer Ausführlichkeit behandelt werden, noch bestimmt die dokumentarische Genauigkeit das Grundkonzept. Hier wird Mitleid und Verständnis als kritische Haltung gegenüber dem 2. Weltkrieg und das Wissen um die Fakten bereits vorausgesetzt. 'Zug des Lebens' ist wie 'La vita e bella', 'The Uprising' oder gar auch 'Schindler's Liste' ein solcher Film (jene, die individuelle Schicksale darstellen und erzählen) und doch hebt er sich deutlich durch seine Irrationalität von den anderen Grössen ab. Wer hätte noch vor Roberto Begninis erste Holocaustkomödie erwartet, dass man sich auch demonstrativ humoristisch mit einer solch grausamen Zeit auseinandersetzen kann, bzw. "darf"?

Auch Radu Mihaileanu greift diese äusserst abartige Form der erzählerischen Perspektive vor dem kontroversen Hintergrund auf: Mit tatsächlich "treffsicheren Pointen" (Neue Zürcher Zeitung) wird eine Geschichte gezeigt, die so vielleicht wirklich hätte passieren können. Juden die sich in ihrem eigenen Deportationszug selbst ihrem Schicksal entgegen stellen, dabei aber kaum mehr Hoffnung auf ein "Leben" bekommen, dafür aber auf wirklich intelligente Art ihrem zukünftigen Dasein zu entfliehen versuchen - Radu's Prinzip geht, wenn auch nicht ganz realistisch, an den meisten Stellen auf. Der Plot ist angenehm fisch, die Schauspieler sind allesamt in ihren Typus völlig integrierbar und passend für die Geschichte, wobei einige sogar ganz grosse Leistungen bringen (z.B. Rufus). Die Machart ist absolut unabhängig und doch weist 'Zug des Lebens' eine angenehm solide Struktur in Kamerafahrt, Schnitt und Einstellung auf.

Trotzallem ist Mihaileanu's - ein, von seiner persönlichen Kultur bestimmter - Film, der nicht den Holocaust an sich thematisiert, sondern diesen im positiven Sinne missbraucht. Wo aber das Genre unterzuordnen ist, mit welchen die Hauptaussage des Filmes gezeigt werden soll, bleibt leider unklar. Drama, Tragödie, Komödie; Der Zug des Lebens enthält viele Elemente, entledigt sich selten völlig dem einen und widerspricht sich in dieser Form ein bisschen selbst. Eben noch, wenn man am Ende des Filmes glaubt, die Geschichte würde einen dokumentarisch-dramatischen Ausklang finden, führt uns Radu Mihaileanu in ein tragisches Ende, das von dem Dorftrottel mit einem Lächeln auf den Lippen erzählt wird. Schliesslich fühlt man sich als Zuschauer verwirrt, oder besser: verändert. Das Vertrauen für eine Hoffnung verfliegt und alles wirkt im nachhinein als gestellt, selbst die tölpelhaft dargestellten Nazis dürften nicht mehr als solche gelten. Vieles bleibt unausgewogen, wie die kommunistische Partei, die sich in den eigenen Runden etabliert, sich aber nur beschränkt dem Gesamtziel entgegensetzt. Mit dem Verlauf des Zuges also, mach die Kraft der Erzählung ein bisschen schwächeln, ganz im Gegensatz dazu aber, formt sich deren Sinn und im Überblick wirkt der ganze Film wie ein einziges Gebet - Quasi ein Appell an das Leben.

Die DVD
Bild
An der DVD merkt man, dass der Film kein typisch aufgesetzter Kommerzstreifen ist. Da wohl die Umsetzung eher mühselig als gewollt war, bietet das Bild bspw. eine teilweise äusserst wässrige Schärfe (anamorphe Codierung). Dauerhaftes Rauschen und milde, aber blasse Farben prägen das Gesamtbild etwas negativ. Der Kontrast wiederum ist solide gehalten und annehmbar.
Sound
Die 'Zug des Lebens'-DVD enthält die beiden Tonspuren Deutsch und das französische Original. Die Synchronisation ist vor allem bei Juden die Deutsch sprechen etwas komisch, aber ansonsten nicht schlecht. Die französische sollte allerdings schon alleine wegen der Tonqualität bevorzugt werden, da diese im Gegensatz zu der deutschen Spur besser abgemischt wirkt. Bei letzterem harmonieren Off-Sprecher wie auch Umgebungsgeräusche wunderbar miteinander. Vor allem die Klezmer- und Zigeunermusikeinlagen wirken raumlich voll.

Extras
- Trailer
- Fotomaterial


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel Train de vie
Genre Tagikomödie
Studio RTL TVI, FFS, pro omnia
Verleih Sunfilm Entertainment
Laufzeit ca. 103 Minuten
FSK ab 6 Jahren
Regie Radu Mihaileanu
Darsteller Lionel Abelanski, Rufus, Clément Harari, Michel Muller, Agathe de la Fontaine
 
Technische Details
Bild 16:9 cinemascope
Ton Deutsch: Dolby Digital 5.1
Französisch: Dolby Digital 5.1
Untertitel Deutsch, Französisch
Anzahl Discs 1
Verpackung Amarayhülle

© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04

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