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Dolls



Release:
7. April 2004

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Kurzkritik:
'Dolls' ist wohl das bunteste Werk von Kitano. Äusserlich aufgesetzt wie ein Melodrama, bemerkt man schnell eine tief-mitreissende Philosophie und einen ausserordentlich ausdrucksstarken Symbolismus. Takeshi Kitano hat wahrlich einen 'grossen Film' geschaffen, der mit seinen perfekten Besetzung, den strahlenden Farben und der meisterlich typischen Machart nicht nur asiatischen Film-Fans ans Herz zu legen ist.







Inhaltsangabe

Ein junger Mann hat seine grosse Liebe in Stich gelassen, um auf Druck der Eltern die Tochter seines Chefs zu heiraten. Die Geliebte begeht daraufhin einen Selbstmordversuch und erkennt ihre Umwelt nicht mehr. Schuldig kehrt er zu ihr zurück, nimmt sich ihrer an... Ein alternder Gangster besucht nach dreissig Jahren den Park, in dem er sich als junger Mann von seiner Freundin verabschiedet hatte. Er wollte fort, um genügend Geld für ein gemeinsames Leben zu verdienen. All die Jahre hat die Frau jeden Samstag dort auf ihn gewartet, aber nun erkennt sie ihn nicht mehr... Ein Popsternchen schliesst sich von der Aussenwelt ab, weil niemand ihr durch einen Unfall entstelltes Gesicht sehen soll. Ihr hingebungsvollster Fan blendet sich selbst, damit sie sich nicht ihrer Entstellung wegen vor ihm schämen muss...



Kritik

Takeshi Kitano ist weltweit bekannt als oberster Konfuz des 'Takeshi's Castle' - einer eher übertrieben sinnlosen Comedy-Sendung für besonders durchgeknallte Asiaten. Kleinere Gruppen kennen ihn allerdings als ausdrucksstarken Regisseur, dem meist dezent und diskret im Stillen die grössten filmische Meisterwerke gelingen. Berühmt hauptsächlich für seine Actionfilme (vgl. Violent Cop, Gonin), übt er sich nun auch in verschiedenen Genre Bereichen. Nach zwei jähriger Pause und der amerikanischen Co-Produktion 'Brother' justiert er sein Können wieder in seinem Heimatland und kehrt gleichzeitig auch seiner traditionellen 'Yakuza'-Thematik den Rücken. 'Dolls' sollte nämlich etwas ganz anderes werden: Ein modernes Drama im Stil eines traditionellen Bunraku-Theaters.

So beginnt Kitano seine dreiläufige Erzählung mit dem berühmten asiatischen Stück "Der Bote der Unterwelt", dem Klassiker aus dem 18. Jahrhundert von Schreiberling Monzaemon Chikamatsu. Das Bunraku-Theater hebt sich in vielerlei Punkten von den uns bekannten theatralischen Formen ab: Mit gut ein Meter grossen, manuell gesteuerten Handpuppen, laufen bis zu drei völlig in schwarz gekleidete Requisiteure auf der Bühne herum. Hierbei kommentiert ein Sprecher das ganze Szenario, synchronisiert zugleich die Puppen und ist ebenso für die Zuschauer sichtbar. Diese theatralische "Kunstform" stumpft den Sinn einer realistischen Tatsächlichkeit völlig ab, intensiviert dabei aber dennoch, auf unglaubliche Art und Weise, die Emotionen des Publikums: Durch Stilisierung will man dem Zuschauer tief verborgene Gefühle bewusst machen. Im Grunde versucht Kitano genau dies, in den folgenden drei ineinanderverflossenen Liebesgeschichten zu erzielen.

"Wenn man darüber nachdenkt, so ist das Leben etwas, das sich niemand aussuchen kann, den Tod hingegen kann jeder selbst wählen." Takeshi Kitano's Motiv für einen Film ist oft der Tod. Nicht selten sterben gegen Ende seiner Filme alle Protagonisten eines tragischen Todes, weshalb oft ein verherrlichender Charakter aufkommen mag. Nicht aber eine Verherrlichung war gemeint, sondern viel eher eine philosophische Auseinandersetzung: Obgleich die drei Geschichten von Personen erzählen, die noch leben und (auf gewisse Art auch noch lieben), gelten sie als tot. Als sich beispielsweise Matsumoto von Sawako trennt, um sich in die Familie seine Chefs einzuheiraten, versucht sich Sawako am Freitod. Dabei erleidet sie schwere Hirschäden. Matsumoto fühlt sich verantwortlich und seelisch ruiniert, verlässt darauf hin seine ganze kapitalistische Familie, um zusammen mit Sawako auf eigene Faust zu leben. Die beiden Figuren enden als Bettler bzw. arbeitslose Streuner, die durch ihre Liebe aneinander gebunden sind und nunmehr wie tote Zombies durch die symbolträchtige Landschaften wandern. Letzteren zeigen zum Beispiel folgendes: Kirschblüten fallen in ihrer Vollblüte ab und der Herbstlaub nimmt seine schönsten Farben an, wenn er stirbt. Alles vergängliche erlebt seine schönste Darstellung zum Höhepunkt des Lebens. Diesbezüglich zeigt Kitano auch die drei Liebeserzählungen im Verlauf eines Jahres. Wie das Leben mit dem Frühling beginnt, endet es in der Kälte des Winters.

Kitano's Inszenierung darf in jedem Bezug als meisterlich gelten: Stilsicher und ästhetisch präsentiert er Landschaft und Person in einer Symbiose. Die Distanz, mit welcher er ans Werk geht, führt uns nur beschränkt in die melancholische Stimmung hinein, so dass wir selbst das ganze Szenario im filmischen Stile aus einer Drittperspektive geniessen dürfen. Nicht die eigentlichen Szenerien bewegen den Zuschauer, sondern die Art wie sie dargestellt werden. 'Dolls' hebt sich deutlich von den anderen Kitano Filmen ab. Der kühle, aber ansprechende Humor fehlt, womit der ganze Film für "lebensfreudige" Gemüter ein bisschen trocken wirken mag. Die Symbolik dieses Filmes ist ebenso mitreissend, wie die Schauspieler. Letztere glänzen mit erfreulich überzeugender Talentwirkung und stehen europäischem Können in nichts nach.

Die DVD
Bild
Die DVD bietet eine tendenziell sehr gute Schärfen, mit einigen nicht weiter tragischen Überwellungen. Die für den Film äusserst relevante Farbwirkung, wird dank dem Bild perfekt erziehlt. Das Rauschverhalten ist durchschnitt aber nicht weiter bemerkbar oder störend. Ein super eingestellter Kontrast kompensiert die ab und zu auftauchenden, aber wenig störenden Artefakte.
Sound
Die Atmosphäre von 'Dolls' wird weniger mit der Akkustik als mit dem Bild erzielt. Wenige musikalische Einspielungen bestimmten die Struktur von 'Dolls'. Insgesamt also ein eher zurückhaltender Track, dafür gut platzierte Soundeffekte. Die Japanische Tonspur ist empfehlenswert, für viele Anti-Linguisten allerdings wegen der Verständlichkeit unzumutbar. 'Dolls' wurde allerdings auch angemessen professionell synchronisiert.

Extras
- Filmografien / Biografien
- Interviews mit Regisseur, Modeguru und Darstellern
- Scenes from the shoot
- Venice Film Festival 2002
- Original Trailer
- Trailer


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel Dolls
Genre Drama
Studio Sunfilm Entertainment
Verleih Tiberus Home Entertainment
Laufzeit ca. 108 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Regie Takeshi Kitano
Darsteller Miho Kanno, Hidetoshi Nishijima, Tatsuya Mihashi Chieko, Kyoko Fukada
 
Technische Details
Bild 16:9 (1.85:1)
Ton Deutsch: Dolby Digital 5.1, DTS, Dolby Surround
Japanisch: Dolby Digital 5.1, DTS, Dolby Surround
Untertitel Deutsch
Anzahl Discs 2
Verpackung Digipack in Spezialverpackung

© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04

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