Ja, die japanischen Trash-Horrorfilme sind nicht für jedermann geeignet. Entweder ist die Gewaltdarstellung viel zu brutal, die Schulmädchen-Uniformen wirken zu klischeehaft oder man stört sich schlicht und einfach an dem unübersehbar hohen Grad an Unrealismus. Der Film 'Tag', mit dem herrlichen Untertitel 'A High School Splatter Film' (wo man sofort weiss in welche Richtung es geht), macht aus allen drei Punkten aber kein Geheimnis. Bereits zu Beginn vereint ein horizontaler Querschnitt durch einen Schulbaus, ausgeführt von einem mysteriösen aber messerscharfen Wind (!), alle drei Punkte miteinander. Oberkörper fliegen durch die Gegend, Blut spritzt aus den abgetrennten Blutgefässen der Unterkörper und nur Mitsuko hat überlebt - da sie sich exakt in diesem Moment gebückt hat. Was dann folgt, ist aber ganz und gar nicht ein "hirnloser" Splatterfilm, sondern ein, nun wie soll man es nennen, irgendwie ein künstlerisches Experiment. Es gibt Zeitsprünge, Gedankenverluste, Einbildungen und es wird sogar von Paralleluniversen gesprochen. Dies passiert alles in einem Umfeld, in welchem die Protagonisten Schulmädchen sind oder deren gutaussehende Lehrerinnen. Männer sucht man sehr lange vergeblich auf der Leinwand. In Japan gibt es vermutlich nur eine Person, welche für ein solches filmisches Experiment Gelder zugesprochen bekommt: Regisseur und Autor Sion Sono. Bei fünfzig Filmen Regie geführt und für fast genauso viele die Drehbücher verfasst. Dies verhalf ihm zu sieben Auszeichnungen am Fantasia Film Festival, drei am Toronto International Film Festival, drei am Berlin International Film Festival sowie ebenfalls drei am Austin Fantastic Fest. Ein japanischer Splatter-Regisseur, welcher über die Grenzen hinaus nicht nur bekannt, sondern auch erfolgreich ist. Sono benutzt 'Tag' wahrhaftig als Spielplatz um sich auszutoben - und zu ergründen weshalb das Leben eigentlich surreal ist. Nach dem erwähnten Schulmädchen-Massaker findet sich Mitsuko plötzlich als mordende Braut wieder (die gegen Ninja-Frauen kämpft welche nur Bikinis tragen) und später ist sie auch noch eine Marathonläuferin... Das Ende des Filmes übertrifft dann alle Vorstellungen und verleitet jene Zuschauer, die Gefallen an diesem Wirrwarr hatten, den Film nochmals von vorne anzuschauen. 'Tag' zu verstehen ist schwierig. Kein Kopfabschalten-Gewaltexzess, sondern ein Kopfeinschalten-Gewaltexzess. Wem's gefällt, dem gefällt's - aber die meisten Zuschauer werden wohl kopfschüttelnd das Ende herbeisehnen, nachdem sie resigniert haben das Gezeigte zu verstehen. Grindhouse trifft Arthouse! Viel überzeichnete Gewalt, aber auch vieles zum Philosophieren! |