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The Missing



Release:
10. August 2004

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Kurzkritik:
'The Missing' ist garantiert mehr als nur „ein packend-spannender Action-Streifen“: Keine unnötigen Klisches oder entleerende Szenen, dafür überzeugende Schauspieler und eine unkonventionelle Stilistik lassen es zu, die Howard’sche Dramenform als eine Erfrischung für das eingerostete Genre zu definieren. Präsentiert wird das ganze dank Columbia auf einer qualitativ sehr hochwertigen DVD.







Inhaltsangabe

New Mexico, 1886: Samuel Jones (Tommy Lee Jones) hat seine Familie vor Jahren im Stich gelassen hat, um mit den Apachen zu leben. Nun kehrt er nach Hause zurück, in der Hoffnung, seiner Frau und seiner Tochter wieder etwas näher zu kommen. Doch wie sich herausstellt, ist seine Frau schon lange tot und seine inzwischen erwachsene Tochter Maggie (Cate Blanchett) hat weder Vergebung noch Zuneigung für ihn übrig. Als Maggies Tochter Lily von einer brutalen Bande verschleppt wird, ist sie auf die Hilfe ihres entfremdeten Vaters angewiesen. In einem Wettlauf gegen die Zeit, verfolgen sie gemeinsam die Spur der Entführer, die auf dem Weg zur mexikanischen Grenze sind und mit Lily für immer zu verschwinden drohen.



Kritik

Das Stilmittel Pathos hat sich mittlerweile in all den grossen Hollywood Filmen als must-be-Element eingefügt. Eigentlich schade, wenn man bedenkt wie viel Authentizität, Natürlichkeit und Fruchtbarkeit durch übertrieben pathetische Szenen verloren geht. Damit hatten vor allem Filme wie 'Die Rückkehr des Königs' und 'Cold Mountain' zu kämpfen: mit kathartischen Mitteln hervorgeholte, übertriebene Gefühlsausdrücke die unzählige Szenen für den aufmerksamen Zuschauer einfach nur lächerlich aussehen lassen. Man dürfte es beinahe schon als Schande bezeichnen, dass ein sensibles, eher schwachsinniges Kinovolk heutzutage von solchen Darstellungen mit solch einer überzogenen Intensität mitgerissen wird. Grosses Kino bedeutet Tränen, bedeutet Mitfühlen und –fiebern. Keines Falls aber bedeutet grosses Kino hirnarme Manipulation für eben solch sensible Gemüter.
Wozu diese kleine Ausführung dient? Ganz einfach: Wer mit Ron Howards neuestem Gig 'The Missing' ein sogenanntes „übertrieben feierliches“ Spektakel erwartet, wird eines besseren belehrt werden. Dafür dass Columbia Tristar zusätzlich zu allen vorhandenen Vorurteilen den Film auf dem DVD Backcover als „packend-spannende Action“ klassifiziert, sollte man sie hängen lassen. Zwar ist das kurzweilige Spektakel um eine entführte Bauernstocher und verschwiegenen Indianern durchaus stellenweise äusserst spannend – die sogenannte „Action“ hebt sich aber deutlich von dem üblichen Umgang des Begriffes ab.
Wie schon bei Filmen wie 'Willow', 'Backdraft' und nicht zuletzt 'A Beautiful Mind' bewies Howard sein Feeling für beinahe kosmisch-relativierte Szenerien, die nicht spezifisch auf ein Genre gestützt sind, doch aber sehr auf die Influenz eines bestimmten Zielpublikums auszielen.
Letzteres wird in diesem Falle wohl in Richtung des nostalgischen Westerns kategorisiert. Obwohl heutzutage nicht gross nach Westernfilmen verlangt wird und neumodische Streifen à la 'American Outlaws' keine grössere Referenzen darstellen, darf man doch gute Versuche nicht gleich vorweg als armselige Experimente diskreditieren, die im grossen und ganzen zwecklos an den Erfolg alt einhergegangener Filme anzuknüpfen versuchen.

'The Missing' ist kein Western im klassischen Sinne. Trotz einer definitiven Umstrukturierung im Genre schwankt der neueste Howard-Streich vielfach zwischen den Grenzen der Definition hin und her. Natürliche Dialoge, phänomenal konstruierte Landschaftsaufnahmen und eines der eindrücklichsten Casts dass es je in einem Western-Drama gegeben hat, verwehren quasi die typisch-klischeebezogenen Urteile an dem in New Mexico lokalisierten Historienthriller. Doch wirken die Szenerien weder romantisch überzogen noch unnötig kaschiert – durch die besonders elegische, sentimentale musikalische Untermahlung eines James Horners und der fast schon ins Bild eingefrorenen Stilistik von Kameramann Salvatore Totino wirkte Regisseur Howard mit seinem Gut an Wissen einer ausgefuchsten Symbiose entgegen, die ein deutlich abgehobenes Erlebnis hervorruft. Dabei hat es 'The Missing' storytechnisch nicht nötig auf magere, uninteressante Indianer-Klischees zurückzugreifen, sondern bietet beinahe schon im Sinne eines costner’schen 'Der mit dem Wolf tanzt' eine völlig authentische und vor allem geduldige Darstellung des indianischen Volkes. Wer blutrünstige Skalpjäger als einen Grund betrachtet, einen Western als wahren solchen zu betiteln ist hiermit an der falschen Adresse. Obgleich 'The Missing' sogar eine kurze fantastische Darstellung der indianisch-zeremoniellen Religion einbringt, hat sich (in diesem Bezug natürlich) Autor Thomas Eidson in keinster Weise verkalkuliert, als er die mexikanischen Südländer-Indianer als traditionsüberzeugte Antagonisten darstellte.

Auch durch den prozentual überdurchschnittlich hohen Anteil an weiblichen Protagonisten hebt sich 'The Missing' deutlich von der üblichen Western-Struktur ab. Die verstörte und gleichzeitig durchaus besorgte Mutter Maggie will zu Beginn der Suche nach ihrer entführten Tochter zusammen mit der kleinen (und wirklich süssen) Dot alleine Ausreiten. Hierbei gewinnen die jungen Frauen einen auf gewisse Art überhöhten Status. Zwar steckt Tommy Lee Jones als cooler Lone Gunmen-Indian immer noch klar in den Schuhen der überbezahlten, männlichen Hauptperson, doch mögen sich Blanchett und Co. deutlich im Genre abzeichnen. Die Besetzung ist diesbezüglich vortrefflich. Vor allem die kleine Jenna Boyd mag bei Kinoveteranen offene Münder hinterlassen und man dürfte zu ihrer Leistung hinsichtlich ihrem Alter wirklich sagen, dass die Kleine „echt was drauf“ hat.
Selbst Evan Rachel Wood wirkt mehr als nur solide, was zeigt, das ihre Rolle in 'Thirteen' kein Einzelhit bleiben wird. Es wäre schade, wenn solches Potential an seichte Komödien oder hirnlose Teenie-Streifen verloren gehen würde. Sehr abstrus wirken im übrigen die sehr bescheidenen Nebenrollen von Aaron Eckharts und dem Thrillergespenst Val Kilmer. Ob Kilmer aus nostalgischen oder quasi kollegialen Gründen ans Set gerufen wurde, um mal wieder bei Howard mitspielen zu dürfen, sei hier mal dahin gestellt. Jedenfalls wirkt diese Art von verstecktem Lob auch auf eine gewisse Art und Weise als Eigenkritik. Jedenfalls werden auf den Filmplakaten nicht noch Kilmer und Eckharts als potentielle Hits aufgeführt, wie dies nicht selten bei Kommerzstreifen der Fall ist. Auch in dieser Hinsicht hebt sich der Film also ab.

Ob der gesamte Plot nun kitschig oder gar plakativ überzeichnet wirkt, ist wohl jedem sein eigen Bier. Wie dem auch sei; 'The Missing' bietet neben der schicken Technik und dem Gespür für grandiose Einstellungen, sowie einem unglaublich überzeugenden und natürlich wirkenden Aufgebot an Schauspieler auch eine gewisse Tiefe. Teils Szenen mögen Fehl am Platz sein, auf andere wiederum mag man 130 Minuten lang vergeblich hoffen. Oftmals sind vor allem die vorhandenen Charaktere dafür verantwortlich, dass der Film sehr vorhersehbar wirkt. Hierzu gehört zwar nicht die vorhin erwähnte fantastische Darstellung der indianischen Religion. Als nämlich Maggie ihres Zeichens von einem bösen Fluch des Bujo besessen gegen Ende des Films eines stilistisch jonglierenden Exorzismus unterzogen wird, währenddessen zusammen mit indianischen Gebeten und Zitaten aus der Bibel die Szene noch weiter karikiert wird, verliert die doch so hoch gelobte realistische Darstellung der Indianer ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit. Diese kurze eingespeiste okkulte Phänomene treten trivialisiert bezeichnet "viel zu unerwartet" ein, als dass man sie als Zuschauer einfach so konsumieren könnte, ohne sich vom Regisseur hintergangen vorzukommen.
Des weiteren muss natürlich am Ende des Films nach einem hektischen Kampf gut über böse siegen – trotzdem aber merkt man, dass es einzelne Aspekte gibt, die Howard irgendwie hätte weiter ausbauen wollen, die Scheckgeber dies aber nicht hätten durchgehen lassen können. Auch hätte man vielleicht eine bisschen längere Version des Filmes publizieren dürfen, wobei v.a. die dunklen Geheimnisse des Samuel Jones und das Verhältnis dessen zu seiner Tochter Maggie ein bisschen weiter ausgeleuchtet worden wären.

Die DVD
Bild
Das Bildmaster von 'The Missing' ist selbst für Columbia-Verhältnisse äusserst überraschend sauber und sehr solide. Gut 130 Minuten lang bleibt das Bild erstaunlich detailreich. Grossaufnahmen wirken zwar typischerweise immer noch ein bisschen verwässert, die an sich aber gelungene Schärfe mag dies kompensieren.
Die Szenen sind durchwährend angemessen ausgeleuchtet. Stilistisch erkennt man bei der Justierung einen praktischen, erdigen Ton in der Farbpalette. Letztere wirkt aber deswegen nie matt, sondern enthält andauernd kräftige Farben. Ein sehr schön angepasster Schwarzwert rundet den Kontrast ab. Ebenso gelungen ist die Kompression, welche weder Kratzer oder Blockrauschen, noch sonstige Artefakte ins Bild hinein lässt.
Sound
Tontechnisch wird James Horners Score alle Ehre gemacht: Obwohl die Musik (wie auch die Effekte) nur situationsbezogen einsetzen, bietet sich der Tonumfang den ganzen Film über sehr atmosphärisch und deckend an. Umgebungsgeräusche wie auch Musik fügen sich in den 5.1.-Klang bestens ein, wobei vor allem die Soundeffekte ganz realistisch reproduziert werden können.

Extras
- Entfallene Szenen
- Outtakes
- Alternatives Filmende (2 Versionen)
- Ron Howard erzählt von…
- Ron Howards frühe Werke
- Fotogalerie


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel The Missing
Genre Western / Drama
Studio Revolution Studios
Verleih Columbia Tristar Home Entertainment
Laufzeit ca. 131 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Regie Ron Howard
Darsteller Tommy Lee Jones, Cate Blanchett, Evan Rachel Wood, Jenna Boyd
 
Technische Details
Bild 16:9 (2.40:1)
Ton Englisch: Dolby Digital 5.1
Deutsch: Dolby Digital 5.1
Polnisch: Dolby Digital 5.1
Untertitel Deutsch, Englisch, Polnisch, Türkisch
Anzahl Discs 1
Verpackung Amarayhülle

© rezensiert von Philipp Thalmann am 14.08.04

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