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Elefantenherz



Release:
13. Mai 2004

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Kurzkritik:
Scorsese hat’s vorgemacht und Aladag liess sich davon inspirieren: Aufgesetzt wie ein 'Ranging Bull' und tiefgehend wie ein 'Utopia Blues' präsentiert sich 'Elefantenherz' als eine der wenigen gross umworbenen deutschen Filmproduktionen, die es tatsächlich verdient hätte. Ein kräftig umgesetztes Projekt mit hervorragenden Schauspielern.







Inhaltsangabe

Ob im Duisburger Arbeiterviertel oder im Ring: Mit Wut und Leidenschaft kämpft der junge Amateurboxer Marko (Daniel Brühl) sich durch. Als Halbweltgrösse Hermsbach (Manfred Zapatka) ihm eine Profikarriere in Aussicht stellt, sieht Marko die Chance seines Lebens. Zum Ärger von Markos alkoholkrankem Tyrannen-Vater Axel (Jochen Nickel) wird Hermsbach für den jungen Mann zum bewunderten Ersatzvater. Doch dann verliert Marko den ersten Profi-Fight: Prompt lässt Hermsbach ihn fallen und schickt ihn als Geldeintreiber auf die Strasse. Markos Kampf um eine letzte Chance wird seine grösste Herausforderung…

1980 zeigte uns Scorsese ein unglaubliches Portrait eines temperamentvollen, italienischen Profiboxers aus der Bronx. Robert De Niro wurde damals für seine Rolle als Jake La Motta mit dem Oscar ausgezeichnet. Seine schauspielerische Meisterleistung eines verzweifelten, arroganten Sportlers soll bis anhin ungeschlagen bleiben. Selbst Will Smith in ' Ali ' gelang nur ein eher durchschnittlicher Charaktereinzug und hinsichtlich den vielen Kampf-Sportfilmen die seit den 80er Jahren produziert wurden und werden, darf und kann ' Raging Bull ' nur als die eine Referenz angesehen werden.



Kritik

Dass sich der deutsche Neu-Regisseur Züli Aladag bei der Realisierung seiner Projektes 'Elefantenherz' sehr von diesem kleinen psychologischen Machtwerk hat inspirieren lassen, ist nicht schwer zu erkennen. Mit Daniel Brühl in der Hauptrolle war zwar nicht das Ziel einen neuen DeNiro zu kreieren, sondern viel eher diesen agil an eine Figur wie Jake La Motta anzunähern. Brühl, als einfacher Boxer, der seine Aggressionen aus einer nicht ganz funktionierenden Familienstruktur in den Ring einfliessen lässt, überzeugt dabei genau so stark wie eine Michelle Rodriguez in 'Girlfight' . Nur hat sich Brühl nicht mit einer geschlechtsspezifischen Rolle herumzukämpfen, sondern viel eher mit seinem kaum anderweitig respektierten Talent und einem eher desorientierten, Alkohol-abhängigen Vater.

Brühl hat sich schon in 'Schlaraffenland' und 'Good Bye Lenin' bewiesen. Das erste Mal spielt er nun aber auch in einem Film mit, in welchem er nicht nur ein Schauspieler ist, sondern ganz klar im Mittelpunkt eine führende Rolle spielt, welche die ganze Filmstruktur zusammenhält. Ohne Daniel Brühl wäre 'Elefantenherz' nicht das, was er nach 97 Minuten für den Zuschauer ist; nämlich eine mehr als nur unterhaltende deutsche Filmproduktion, die sich klar von der nationalen Filmwelle abhebt. In jedem Bezug.

Aladag wusste genau wo und wie er ansetzten musste: Es gibt keine Beziehungskisten, keine unnötigen Abhandlungen sondern ein konkretes auf den Punkt bringen der Umstände eines leidenschaftlichen Boxers, der durch seine Familie in solche Depressionen verfällt, die er im Ring wieder ausschwitzen kann. Choreographisch sowie filmtechnisch darf sich Elefantenherz nicht vor den amerikanischen und mexikanischen Vorbildern verstecken. Die Kämpfe wirken zwar hollywood-technisch übertrieben tough, wurden aber keinesfalls irgendwie übermalt oder hektisch ausgeschmückt, sondern bieten sich wie normale Schau- und Amateurkämpfe an, wie sie es auch sein sollen. Ein geschultes Auge erkennt zwar, dass Brühl extra für dieses Projekt in die Box-Handschuhe geschlüpft ist, ein gewöhnliches Publikum soll dies aber nicht weiter stören. Wer die Schweizer Film-Produktion 'Utopia Blues' kennt, merkt in der musikalischen Untermahlung sowie einzelnen technischen Studieneinstellungen ganz klar diverse Parallelitäten. 'Elefantenherz' funktioniert demnach ähnlich tiefwirkend und behandelt das Thema nicht nur mit eine emotionalen Plot, sondern auch mit den gewählten Einstellung quasi „unter der Haut“.
Eine wirklich gelungene deutsche Antwort auf die amerikanische Box-Pop-Kultur mit Daniel Brühl als „einsamer Grossstadtheld“.

Die DVD
Bild
Bei schnellen Szenen (v.a. bei den Schaukämpfen) weist das Bild ein stilistisch bewusstes Rauschen auf, welches nicht störend wirkt und in diesem Sinne bemerkt werden soll. Fragmente oder Treppenmuster gibt es keine, die Farbpalette ist eher matt, dafür aber relativ passend. Besonders gelungen ist die einführende Trainingssequenz von Brühl auf dem Dach seines Hochhauses mit diversen Luftmitschnitten. Hierbei bietet sich ein sehr ruhiges und klares Bild, das nicht nur von einem guten Mastering herkommt.
Sound
Eckart Gadow lieferte die sphärische Musikuntermahlung zu ' Elefantenherz ' und bietet einen unglaublich passenden Score für die Kampf- und Charakterszenen des Films. Tontechnisch ist die DVD eher durchschnittlich, da sich das ganze bereits schon im Dolby 2.0 präsentiert. Da die Protagonisten allerdings nicht nachsynchronisiert, sondern der Originalton verwendet wurde und dieser eher überlegt unangetastet blieb, kann dies verschmerzt werden.

Extras
- Audiokommentar von Züli Aladag / Manfred Zapatka - Kinotrailer
- Interview mit Züli Aladag & Daniel Brühl
- B-Roll: Am Set im Box-Ring
- Bildergalerie „Hinter den Kulissen“
- Bildergalerie „Filmszenen“
- Crew-Biographien
- Über die Produktion
- Diverse Filmtrailer


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel Elefantenherz
Genre Drama
Studio Ottfilm
Verleih epiX
Laufzeit ca. 97 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Regie Züli Aladag
Darsteller Daniel Brühl, Jochen Nickel, Thierry van Werveke, Manfred Zapatka
 
Technische Details
Bild 16:9 (1.85:1)
Ton Deutsch: Dolby 2.0
Untertitel -
Anzahl Discs 1
Verpackung Amarayhülle

© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04

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