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Herr Lehmann



Release:
15. April 2004

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Kurzkritik:
Leander Haussmann bewies schon mehr Innovation bei einer Buchumsetzung: Bei 'Herr Lehmann' merkt man, dass die Gefahr in der Routine besteht. Obwohl eine völlig neue Geschichte erzählt wird, ist er der 'Sonnenallee' nicht unähnlich. Die Person Herr Lehmann wirkt im übrigen viel zu platt, so als wären interpretative Elemtente mit der Umsetzung verloren gegangen. 'Herr Lehmann' ist aber dank stichigen Dialogen, schönen Einstellungen und guter Musik keine abwegige deutsche Filmproduktion.







Inhaltsangabe

Herr Lehmann heisst eigentlich Frank, aber da er schon bald dreissig wird, nennen ihn alls nur noch "Herr Lehmann". Herr Lehmann ist Schutzpatron aller Tresenkräfte, Bierkonsumenten und Liebhaber sinnloser Gespräche, die sich im Schutz der Mauer in Berlin-Kreuzberg des Jahres 1989 eingerichtet haben. Während sich im Ostteil der Stadt grosse gesellschaftliche Umbrüche ankündigen, hält auch viel Unerwartetes Einzug in Herrn Lehmanns Leben: Ein aufdringlicher Hund, der Besuch seiner Eltern, die Liebe zur schönen Köchin Katrin, sein bester Freund Karl und ein unbekannter Kristallweizen-Trinker sorgen in kurzer Zeit für mehr als Unruhe und Herr Lehmann hat alle Hände voll zu tun, diese Herausforderungen zu bewältigen. Und ausgerechnet am Tag seines 30. Geburtstages, fällt dann noch die Mauer...



Kritik

Sowie Cake von seinem Überleben singt, geht an Herr Lehmann's Geburtstag paar Meter neben seinem spontanen Party-Lokal die Mauer auf. Ein Ost und West soll es nun schriftlich nicht mehr geben und obwohl die im Westen davon knapp was mitkriegen, interessieren sie sich im Grunde gar nicht dafür. Hauptsache ihr Leben geht so weiter, wie es vorher war. Doch Herr Lehmann denkt wohl nun ein bisschen anders: Nach gut 105 Minuten endet so eine heikle Odysee durch den Alltag eines Wessis. In dieser Zeit wurde sein bester Freund in die Klapse eingewiesen, hat ihn seine Freundin verlassen und vor allem wurde er von seinen Eltern penetrant ausgefragt. Erst recht in diesem Moment wurde im klar, wie scheisse sein Leben doch eigentlich ist und zu allem Übel... ja zu allem Übel duzen und siezen ihn seine Freunde gleichzeitig.

Haussmann' erzählt diese Geschichte mit viel Witz und erzählender Robustheit, mag allerdings nie so richtig den Kern dieser einen Sache treffen; nämlich die Konfliktphase und die alltäglichen Ungereimtheiten der damaligen Zeit, d.h. bemerkt man unweigerlich das Fehlen eines greifbaren Zeitgeistes. Dabei macht sich schon zu Beginn einen ziemlich (für eine deutsche Produktion) exklusiven Score bemerkbar, der aus Tracks von Eels, Ween und dem erwähnten Cake zusammengestellt wurden. Man mag sich irren, aber Haussmann's 'Herr Lehmann' strahlt eine exzessive amerikanische Methodik aus, die in sich funktioniert, für einen schnell-exklamativen Zuschauer allerdings eher verwirrend wirken kann. Dennoch stimmt es irgendwie, was er anzudeuten versucht, nämlich dass alles zur damaligen Zeit von irgendwo her geprägt war. Die Kunst seines besten Freundes, die Vorlieben seiner Freundin, die sich vor allem auf das 70er Jahre Popcorn Kino - oder noch genauer: auf George Lucas' Star Wars und alleinstehende Männer beschränken oder seine Zigaretten Marke oder die Homosexualität.

Da gibt's sogar zu Beginn ein Hund, der als Proklamation kommender Ereignisse dienen soll und auch sehr wohl mit einer filmtechnisch interessanten Aufnahme bedient wird. Nur leider bleibt der Wille dabei und die Ausführung versickert. 'Herr Lehmann' wirkt einfach zu platt, als dass er als Filmprodukt "wirken" kann. Man merkt ihm seine textbasierende Herkunft gut an, denn vor allem durch die strikte 1 zu 1 Übernahme der Buchstrukturen, fehlt dem Plot der gewisse Tiefgang und der Person Herr Lehmann's den Geist. Wie sollen wir etwas empfinden können, das zwar geschrieben steht, im Film aber nicht zu lesen ist? Auch wenn dies ansatzweise bei der 'Sonnenallee' funktioniert hat, so beschränkt sich der "oh-wie-bewegend-und-lustig"-Kommentar viel eher auf einige wenige Szenen. Hier wäre etwas mehr von wenigem angemessener und obwohl letztlich viel gelacht und interpretiert werden darf, bleibt 'Herr Lehmann' typisch seichte Unterhaltung für langweilige Abende.

Die DVD
Bild
Die Delphi DVD liefert ein glasklares Bild, mit sehr wenigen Kratzern. Eine hohe Detailschärfe und ein gut justierter Kontrastumfang machen ihr übriges. Rauschen gibt es kaum. Auch ab und zu auftregende Fragmente wirken nicht störend und werden auch nicht jedem auffallen.
Sound
Die deutsche Produktion kommt typischerweise auch mit einer einzigen deutschen Originaltonspur daher. Da der Film äusserst dialoglastig ist, liegt hier auch der Schwerpunkt bei der akkustischen Justierung. Trotz mangel an spektakulären Soundeffekten hat sich der Verleih die Zeit genommen, differenziert Klänge räumlich und voluminös auf die Boxen zu verteilen. Ausserdem gibt es ein besonderes, akkustisches Schmankerl für 'Star Wars'-Fans: In der Kinoszene dringen nämlich als einzige Umgebungsgeräusche Blasterfeuer und John Williams bompöses Theme durch die Rundum-Boxen.

Extras
- Audiokommentar von Leander Haussmann & Sven Regener
- Making Of "Herr Lehmann"
- Fotogalerie, Infos über Cast & Crew
- Nicht verwendete Szenen
- Interviews
- Videoclip: Fad Gadget "Collapsing New People"


DVD Übersicht
Filminformationen
Originaltitel Herr Lehmann
Genre Komödie
Studio Delphi Filmverleih GmbH
Verleih Universal
Laufzeit ca. 105 Minuten
FSK ab 12 Jahren
Regie Leander Haussmann
Darsteller Christian Ulmen, Detlev Buck, Katja Danowski, Janek Rieke, Uwe-Dag Berlin, Hartmut Lange
 
Technische Details
Bild 16:9 (2.35:1)
Ton Deutsch: Dolby Digital 5.1
Untertitel Englisch
Anzahl Discs 1
Verpackung Amarayhülle

© rezensiert von Philipp Thalmann am 05.07.04

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